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Pressefreiheit in den palästinensischen Gebieten?

Ein Beispiel vom 20.10.00: Die beiden Lynchmorde in Ramallah wurden von einem italienschen TV-Team gefilmt. Sie erhielten daraufhin viele Drohungen von den Palästinenser, was den Chef des staatlichen italienischen Fernsehens zu folgenden Brief an die Palästinenser bewegte: "An meine lieben Freunde in Palästina, wir segnen Euch. Wir haben das Gefühl klarstellen zu müssen, daß die Fotos der Ereignisse in Ramallah von einer privaten italienischen Station aufgenommen wurden, nicht aber durch das staatliche italienische Fernsehen. Wir möchten Euch gegenüber betonen, daß wir die akkuraten Richtlinien der Palästinensischen Autorität für journalistische Arbeit respektieren. Seid sicher, dass wir so etwas nie tun."
Israelnetz.de meldete am 12.09.2001: "S h e c h e m (inn) - Ausländische Fotojournalisten sind gestern im Bereich der Palästinensischen Autonomie mit Waffengewalt an ihrer Arbeit gehindert worden. Das berichtet heute der aktuelle Dienst der "Jerusalem Post". Während angesichts der Schreckensmeldungen aus den USA Tausende Palästinenser auf den Straßen feierten, seien die Fotoreporter von bewaffneten Palästinensern in einem Hotel in Shechem (Nablus) in Samaria festgehalten worden. Einem Journalisten sei es gelungen, dennoch die feiernde Menge abzulichten. Berichten zufolge bedrohten ihn darauf die teils uniformierten, teils in Zivil gekleideten Palästinenser. Sie hätten gedroht, sein Leben sei in Gefahr, wenn die Aufnahmen veröffentlicht würden. Bereits gestern, aber auch heute im gemeinsamen Morgenprogramm von ARD und ZDF, hatte der Generalbevöllmächtigte der PLO in Deutschland, Abdallah Frangi, behauptet, allenfalls eine Handvoll Palästinenser würde über die Terroranschläge in den USA triumphieren. Fernsehbilder hingegen hatten an verschiedenen Orten ganze Menschenmengen gezeigt, die außer sich vor Freude waren über die unzähligen Opfer in Amerika."

Die Berichterstattung eines italienischen Fernsehsenders über den Lynchmord am 12. Oktober in Ramallah

(Erklärung des israelischen Außenministeriums, 18.10.2000)

Das Presseamt der israelischen Regierung hat heute beschlossen,  den Presseausweis von Riccardo Cristiano, Repräsentant des italienischen staatlichen  Fernsehsenders RAI aufzuheben. Dies geschieht als Reaktion auf seinen Brief  an die palästinensische Autonomiebehörde, der in 'Al Hayat Al Jadida' in der  Ausgabe von Montag, dem 16.10.2000 vewröffentlicht wurde. Mr. Cristiano wurde  zudem ins Presseamt der Regierung beordert, wo man ihn bitten wird, seinen Brief  zu erklären.

In dem erwähnten Brief erklärte Cristiano, dass er gemäss den  Arbeitsanweisungen der PA* für Journalisten gearbeitet habe. Sein Brief impliziert,  dass er nie wieder Geschehnisse filmen wird, die ein negatives Licht auf die  PA werfen könnten, wie z.B. der Lynchmord an den israelischen Soldaten in Ramallah.

Mr. Cristiano schrieb auch, dass seine Konkurrenten von anderen  italienischen Medienunternehmen für die Ausstrahlung der Bilder von dem Lynchmord  verantwortlich seien und beschuldigte somit andere ausländische Journalisten,  die ebenfalls im Gebiet der palästinensischen Autonomieverwaltung arbeiten.

Der Staat Israel begrüßt es als demokratischer Staat, wenn ausländische  Journalisten hier arbeiten, und setzt viel dafür ein, um Pressefreiheit zu garantieren  und Journalisten in ihrer Arbeit zu unterstützen. Wir bitten ausländische Journalisten  nur, sich an die Regeln der journalistischen Ethik zu halten, wie es in demokratischen  Staaten allgemein üblich ist.

Hintergrund

Am 12. Oktober 2000 wurden zwei israelische Reservisten, die nicht  in Kämpfe verwickelt waren, gelyncht und brutal ermordet durch eine aufgebrachte  palästinensische Volksmenge in Ramallah. Beide waren Chauffeure, der eine 38  Jahre alt, Vater von drei Kindern, der andere 33 Jahre alt, frisch verheiratet.

Seit dem Lynchmord haben die offiziellen palästinensischen Fernsehstationen  alles mögliche unternommen, um die schauerlichen Bilder, die überall in der  Welt zu sehen waren, zu verbergen.

Wie Journalisten, die als Augenzeugen die Szene beobachtet hatten,  berichteten, schützte die palästinensische Polizei die beiden Männer, die sich  unter ihrer Obhut inder Polizeistation befanden, in keinster Weise, so dass  sie geradezu abgeschlachtet wurden. Darüber hinaus aber versuchte die palästinensische  Polizei auch, ausländische Journalisten im Umkreis des Gebäudes daran zu hindern,  den Vorfall zu filmen.

Trotz dieser Versuche, jegliche Berichterstattung fernzuhalten,  gelang es einem italienischen Fernsehteam, einige Szenen zu filmen.

Im Folgenden der Inhalt einer Anzeige, die in der Zeitung 'Al  Hayat Al Jadida' veröffentlicht wurde, die als die Hauptzeitung der palästinensischen  Autonomieverwaltung gilt. Die wahrscheinlich bezahlte Anzeige zeigt deutlich  die Taktik, die ein Großteil der Berichterstattung über die jüngsten Ausbrüche  von Gewalt in den palästinensischen Gebieten kennzeichnet, nämlich das Messen  mit zweierlei Maß.

Beachten Sie bitte, dass der brutale Lynchmord lediglich als "die  Ereignisse" bezeichnet wird.
 
 

* PA = palästinensische Autonomieverwaltung

Übersetzung:

Meine lieben Freunde in Palästina. Wir grüßen Sie und denken,  dass es unsere Pflicht ist, Sie ins Bild zu setzen über die Ereignisse, die  am 12. Oktober in Ramallah geschehen sind. Einer der privaten italienischen  Fernsehsender, einer unserer Konkurrenten also (und nicht der staatliche italienische  Fernsehsender RAI) filmte die Ereignisse; dieser Sender also filmte die Ereignisse.  Später hat dann das israelische Fernsehen die Bilder ausgestrahlt mit der Angabe,  dass sie von einem italienischen Fernsehsender stammten, und so wurde in der  Öffentlichkeit der Eindruck erweckt, dass wir (die RAI) diese Bilder aufgenommen  hätten.

Wir möchten Ihnen allen gegenüber betonen, dass die Ereignisse  nicht in dieser Weise geschehen sind, denn wir respektieren immer (und werden  es auch weiterhin tun) die Presseregeln der palästinensischen Autonomiebehörde  für die (journalistische) Arbeit in Palästina und wir sind glaubwürdig aufgrund  unserer genauen Arbeitsweise.

Wir danken Ihnen für Ihr Vertrauen. Sie können sich darauf  verlassen: Dies ist nicht unsere Vorgehensweise. Wir tun so etwas nicht (und  werden es auch nicht tun).

Nehmen Sie bitte unsere herzlichsten segenswünsche entgegen!

 Unterzeichnet: Riccardo Cristiano, RAI-Repräsentant im Gebiet  der palästinensischen Autonomieverwaltung

 (Quelle: Israelisches Außenministerium => www.israel-mfa.gov.il)