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Viel Scharon - wenig Schalom
Artikel in "Der Spiegel" vom 6.2.2002 von Alexander Schwabe

Der Artikel selbst ist unter http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,180895,00.html zu finden.

 Kommentar des icej-Nachrichtendienstes (www.icej.de)

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Kommentar von H. Eiteneier zum selben Artikel: hier


Zitat: „Der Auszug war in Wahrheit ein Feldzug. Am 28. September zieht der hochdekorierte ehemalige General Ariel Scharon auf den Tempelberg, vier Monate vor der Wahl zum Ministerpräsidenten. In seinem Gefolge: tausend Soldaten und Polizisten. Als er das nach Mekka und Medina für Muslime drittwichtigste Heiligtum betritt, bricht die geballte Wut über den bei den Palästinensern ohnehin meistgehassten israelischen Top-Politiker herein. Mehr noch: Die gesamte arabische Welt ist in Aufruhr, weil der "Bulldozer" die religiösen Gefühle der Muslime niederwalzt und ihren politischen Stolz mit Füßen tritt.


Kommentar:

Die vier Monate später stattfindende Wahl, die dem Rücktritt Baraks folgte, war zu der Zeit, als Scharon den Tempelberg betrat, noch in keiner Weise abzusehen. In seinem Gefolge hatte Ariel Scharon bei seinem Besuch auf dem Tempelberg, der im Einverständnis mit der muslimischen Aufsichtsbehörde „Waqf“ stattfand, neben israelischen Sicherheitskräften – in keinem Fall waren es tausend – auch einige arabische Parlamentarier.

Im Artikel bleibt unerwähnt, dass der Jerusalemer Tempelberg das bedeutendste Heiligtum der Juden ist und im Vergleich dazu lediglich das „drittwichtigste Heiligtum“ der Muslime. Man mag verstehen, dass Muslime durch den Besuch eines „Ungläubigen an islamisch-heiligem Ort“ in ihrem Stolz verletzt sind, sollte aber in diesem Zusammenhang nicht außen vor lassen, dass Juden wie Christen seit jeher das Ausüben ihrer eigenen Religion auf dem Tempelberg verboten ist. Seit dem Ausbruch der Al-Aksa-Intifada ist den Juden überhaupt der Zugang zum Tempelberg, dem heiligsten Ort ihres Glaubens, verwehrt. 

Während in Israel jeder – er sei Moslem, Jude oder Christ ­­­- das Recht hat, seinen Glauben zu praktizieren, existiert Religionsfreiheit in muslimischen Ländern so gut wie gar nicht. Es ist zum Beispiel einem Nicht-Moslem nicht erlaubt, Mekka zu betreten.


Zitat: „Nach Angaben israelischer Behörden ist es während der Regierungszeit
Scharons zu rund 10.000 bewaffneten Anschlägen gekommen (dazu zählt die Armee alle Schüsse auf israelische Einrichtungen). Rund einhundert Terroranschläge sollen die Sicherheitskräfte des Landes verhindert haben. Nach israelischer Diktion wurden bisher 1500
Terroristen festgenommen und einige hundert Aktivisten liquidiert .“


Kommentar:

Tagtäglich werden in Israel Bomben in Papierkörben oder an Straßenrändern gefunden, die darauf abzielen, Menschen zu töten. Israelis, die sich in palästinensische Gebiete wagen, werden nicht selten hinterrücks ermordet, um ohnedies selten gewordene israelisch-palästinensische Beziehungen zu zerstören. Viele Terroranschläge können von israelischen Sicherheitskräften im Vorfeld verhindert werden, manche Bomben explodieren nicht oder werden zuvor auf wundersame Weise von aufmerksamen Passanten entdeckt.

Die israelische Politik des „gezielten Tötens“ bekannter palästinensischer Terroristen ist zugegeben für die europäischen Staaten schwer zu verstehen. In diesem Zusammenhang jedoch von „einigen hundert Aktivisten“ zu reden, ist eine glatte Lüge. Im vergangenen Jahr wurden 50-70 Terroristen aufgrund ihrer nachweislich mörderischen Vergangenheit durch die israelische Armee gezielt getötet – häufig, wenn Hinweise für unmittelbar bevorstehende Mordanschläge vorlagen, bzw. wenn Sie nachweislich auf dem Weg zu neuen Terrorattacken waren.


Zitat: „Israelische Panzer rollten in palästinensische Städte ein, israelische Kampfflugzeuge und –hubschrauber bombardierten tagelang Einrichtungen der palästinensischen Autonomiebehörden im Westjordanland und im Gaza-Streifen. Hunderte Menschen kamen ums Leben.“


Kommentar:
Bei den erwähnten Vergeltungsschlägen der israelischen Armee, die einer Reihe von palästinensischen Terrorattacken und der Ermordung des israelischen Kabinettmitglieds Zeevi folgten, kamen ca. 40 Palästinenser im bewaffneten Straßenkampf gegen die vorrückende israelische Armee ums Leben.


Zitat: „Die Sicht anderer hat den „Falken der Falken“ jedoch nie sonderlich interessiert“


Kommentar:

Ariel Scharon zählt zweifelsohne zum rechtskonservativen Lager des Landes. Dennoch zögerte er nicht, nach seiner Wahl auch die klar unterlegene „Arbeiterpartei“, immerhin der größte politische Gegner von Scharons „Likud-Partei“, in eine Koalition der nationalen Einheit einzuladen. Angesichts der politischen Situation war es Scharon sehr wichtig, dass die israelische Regierung aus Politikern nahezu aller politischen Lager zusammengesetzt wird. In sein Sicherheitskabinett hat er sich führende Politiker aus dem linken Spektrum berufen, mit denen er jeden wichtigen Schritt der Regierungspolitik berät. Und selbst in Israel hat es nicht wenige überrascht, dass dem linksliberalen Politiker Peres die Außenpolitik übertragen wurde.


Zitat: „Oder er sagt das eine, handelt jedoch ganz anders. Ende September redete Scharon davon, den Palästinensern einen eigenen Staat gewähren zu wollen, gleichzeitig verfolgt er seine expansionistische Siedlungspolitik weiter.“


Kommentar:

Scharon steht nach wie vor zu seinem Angebot eines palästinensischen Staates und hat immer wieder betont, dass auch seine Regierung gegenüber den Palästinensern zu „schmerzhaften Zugeständnissen“ bereit sei - jedoch nur unter der Bedingung, dass die palästinensische Gewalt ein Ende findet. Seit September 2000 geht die Gewalt gegen Israel jedoch weiter, und auch nach den größten Versprechen Arafats zu einem Waffenstillstand ist sie nicht wesentlich zurückgegangen. Bleibt die Frage offen, wer in diesem Fall „das eine sagt, jedoch ganz anders handelt“?

Die Siedlungspolitik von Ariel Scharon ist nicht „expansionistisch“. Den bestehenden sogenannten „jüdischen Siedlungen“ wird kein neues Land hinzuaddiert. Lediglich bereits in israelischem Besitz befindliche Grundstücke werden ausgebaut, um dem natürlichen Zuwachs der dortigen Bevölkerung Wohnraum zu verschaffen – sei es durch den Anbau einer neuen Garage, der Erweiterung von Kinderzimmern oder dem Anlegen eines Gartens.



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spon_politik@spiegel.de und spon_leserbriefe@spiegel.de

 

mit dem Betreff: Leserbrief zum Artikel „Ein Jahr nach der Wahl: Viel Scharon - wenig Schalom“ (ID: 180895)