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Meldungen aus deutschen säkularen Medien

Hintergrundinfos aus israelischen und christlichen Quellen

   "Auf einem Auge blind?" Kommentar von nahostfocus.de über europäische Berichterstattung

                                 Das größte französische Wochenmagazin "Le Nouvel
                                 Observateur" berichtete am 8. November 2001, dass israelische Soldaten in den besetzten
                                 Gebieten systematisch palästinensische Frauen vergewaltigen, wohlwissendlich, dass die
                                 Frauen wegen dieser Entehrung von ihren Familien getötet würden. Nach einem Ansturm des
                                 Protestes in Frankreich entschuldigte sich das sonst für seine Objektivität geschätzte Magazin,
                                 und dementierte die Falschmeldung.

                                 Als einige Zeit später zwei israelische Zivilisten während des Mittagessens in einem Restaurant
                                 in Tulkarem ermordet wurden, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP, es habe
                                 sich um israelische Soldaten gehandelt, die während der Ausübung ihrer Pflicht von
                                 "Widerstandskämpfern" erschossen wurden. Nachdem die israelische Botschaft in Paris
                                 Protest einlegte, erklärte AFP entschuldigend, der Bericht sei von einem örtlichen
                                 palästinensischen Journalisten an das AFP-Büro nach Paris gesendet worden, und man habe
                                 nicht mehr die Zeit gehabt die Fakten zu prüfen. Interessant dabei ist allerdings, dass andere
                                 Presseagenturen sehr wohl die Zeit hatten diese Meldung zu prüfen.


                                 AFP IST NUR EIN BEISPIEL

                                 AFP (Agence France Presse) ist die Hauptinformationsquelle vieler französischer und
                                 europäischer Zeitungen und Fernsehstationen. Ein langjähriger Diplomat erklärte kürzlich:
                                 "AFP ist eigentlich eine staatliche Presseagentur, und weicht deshalb keinen Millimeter von der
                                 Linie des französischen Außenministeriums ab. Sie ist außerdem weltweit die größte
                                 Presseagentur die auch in arabischer Sprache berichtet - worauf man bei AFP sehr stolz ist.
                                 Die arabischen Medien gehören zu ihren größten Kunden. Wenn nun ein palästinensischer
                                 Reporter aus Nablus einen Bericht an das AFP-Büro schickt, dann kann dieser Bericht nicht
                                 neutral sein." AFP hat zwar sehr wohl eigene Korrespondenten in Israel, diesen ist aber von
                                 palästinensischer Seite aus verboten in die Autonomiegebiete einzureisen. So muss sich AFP,
                                 aber auch andere Presseagenturen, mit Informationen begnügen, die ihnen von lokalen
                                 palästinensischen Journalisten zugespielt werden.

                                 Ein weiteres Beispiel für peinliche Falschmeldungen betraf das belgische Außenministerium.
                                 Mehrere europäische Zeitungen und Fernsehstationen berichteten, dass der belgische
                                 Außenminister Louis Michel anlässlich des Besuchs eines palästinensischen Flüchtlingslagers
                                 erklärt habe, dass ihn dieses an die "Konzentrationslager der Nazis" erinnere. Das belgische
                                 Außenministerium dementierte heftig - die Quelle dieser "Information" war AFP...

                                 Das königliche Außenministerium war über diese diplomatische Tretmine in höchstem Maße
                                 verärgert, und verlangte eine sofortige Aufklärung. Dabei stellte sich heraus, dass ein örtlicher
                                 palästinensischer Mitarbeiter, der regelmäßig Berichte an AFP übermittelt, eine Kassette mit
                                 den betreffenden Äußerungen hörte und "dachte" es handele sich dabei um die Stimme von
                                 Louis Michel.
                                 Der Nachrichtenredakteur von AFP entschuldigte sich in einem Schrieben beim belgischen
                                 Außenminister, ohne dies aber auch öffentlich zu tun! Das der Zwischenfall zu einer
                                 diplomatischen Krise zwischen Belgien und Israel führte, kümmerte bei AFP anscheinend
                                 niemanden.
                                 Doch auch andere europäische Nachrichtenagenturen leisten sich regelmäßig Enten größeren
                                 Ausmaßes. Leider werden nur die wenigsten öffentlich richtiggestellt. Während ausländische
                                 Journalisten frei und ungehindert aus Israel berichten können, wird ihnen dies von der
                                 Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) nicht gestattet. Sofern ausländische
                                 Berichterstatter und Kamerateams in die PA-Gebiete einreisen dürfen, unterliegen sie einer
                                 strengen Kontrolle durch Mitarbeiter der Palästinensischen Autonomiebehörde. Internationale
                                 Journalistenverbände beklagen sich schon seit längerem über schwere Behinderungen und
                                 Einschüchterungen durch PA-Sicherheitskräfte. Als nach den Terroranschlägen vom 11.
                                 September 2001, Journalisten in Gaza und Ramallah spontane Freudenkundgebungen der
                                 Bevölkerung filmten oder fotografierten, kam es zur Beschlagnahmung der Filmmaterialien
                                 durch die palästinensische Polizei. In mehreren Fällen wurden Mitarbeiter und Kameraleute
                                 internationaler Mediengesellschaften bedroht, in zwei Fällen sogar entführt, und erst nach
                                 mehreren Tagen wieder freigelassen. Das Filmmaterial wurde in fast allen Fällen
                                 beschlagnahmt. Würde Israel sich eine ähnliche Einschränkung der Pressefreiheit erlauben, so
                                 würde dies wohl zu einem internationalen Aufschrei der Empörung führen. In den
                                 Palästinensischen Autonomiegebieten wird dies von vielen Medienagenturen stillschweigend
                                 akzeptiert.

                                 Selbst die deutschen Medienhäuser verzichten immer öfter darauf eigene Berichterstatter in die
                                 Autonomiegebiete zu entsenden, und lassen sich stattdessen von lokalen palästinensischen
                                 Berichterstattern mit Informationen versorgen. Wer da noch von einer objektiven
                                 Berichterstattung ausgeht, muss auf einem Auge blind sein.
                                  Von:   Zvezdan Kuhar, www.nahostfocus.de  (2002-01-18)